Gemeinde

Die Geschichte der Gemeinde St. Aegidi

Die Revolution von 1848 machte der Herrschaft des Adels, des Klerus und der Stände ein Ende. Die Pfarr- und Steuergemeinden wurden durch die Aufhebung der Erbuntertänigkeitsverhältnisse aufgelöst. An Stelle der vorher genannten Kommunaleinrichtungen (Herrschaftsämter, Pfarr- und Steuergemeinden) entstanden politische Gemeinden, wie wir sie auch heute noch kennen. Durch die 1849 erlassene Gemeindeordnung wurden diese neuen Gemeinden gesetzlich verankert. Die so erworbene Eigenständigkeit dauerte jedoch nicht lange, denn mit Landesgesetz vom 17. Mai 1874 wurde St. Aegidi zusammen mit Vichtenstein der Gemeinde Engelhartszell einverleibt. Bereits 1882 lösten sich beide Gemeinden wieder von Engelhartszell und erhielten damit ihre Selbstständigkeit zurück. Die Grenzen der „Vorläufergemeinden“ deckten sich nicht mit den heutigen Gemeindegrenzen.
Die Herrschaftsämter hatten ihre dienstverpflichteten Güter und Höfe nicht in einer, sondern meist verstreut über mehrere Pfarrgemeinden liegen, sodass sich der Anfang für die neuen Gemeinden ziemlich schwierig gestaltete. Waren bei den Pfarrgemeinden meist kirchliche und religiöse Belange für die Granzziehung maßgebend, so wurde bei der Abgrenzung für die politischen Gemeinden zumeist auf wirtschaftliche oder verkehrstechnische Faktoren ein Augenmerk gelegt. Der Gewählte Gemeindevorsteher (Bürgermeister) war in den kleineren Gemeinden meist auch sein eigener Gemeindeschreiber oder Sekretär und amtierte in seiner Wohnstube. Bei einem Bürgermeisterwechsel musste daher auch die Gemeindekanzlei in das Haus des neuen Bürgermeisters übersiedelt werden. Diese umständliche Situation wurde in St. Aegidi schon vor dem 1. Weltkrieg behoben, als mit Hilfe der so genannten Bierauflage (1 Heller Gemeindesteuer je verkauftem ½ Liter Bier) unter der Amtszeit des Bürgermeisters Franz Grüneis ein Amtsgebäude errichtet wurde. Die wechselnden Gemeindestuben waren fortan Geschichte.

Schwere Zeiten …

Große Not brachten auch für unsere Gemeinde die Zeit des 1. Weltkrieges und die Nachkriegszeit mit sich. Eine umfangreiche Notgeldausgabe von Geldscheinen aus St. Aegidi zeugt von dieser schweren Zeit.

53 Soldaten aus unserer Gemeinde kehrten vom Krieg nicht mehr heim. Zum Gedenken an diese Gefallenen und Vermissten wurde im Jahr 1923 ein Kriegerdenkmal errichtet. Schwere wirtschaftliche und politische Erschütterungen prägten dann die Zeit bis zum 2. Weltkrieg, der erneut großes Unheil über das Land brachte. In unserem Gemeindegebiet waren wiederum 63 gefallenen Soldaten zu beklagen.
Mühsam erholten sich Land und Bevölkerung von den Wirren und Schrecken des Krieges. In den fünfziger Jahren setzte allmählich der wirtschaftliche Aufschwung ein: Technisierung und Motorisierung lautete die Devise. Auch in unserer Gemeinde ging man daran, die dafür nötige Infrastruktur zu schafften. So wurde schon frühzeitig mit dem Ausbau des Straßennetzes begonnen. Mittlerweile sind 49 Güter- und Ortschaftswege mit insgesamt mehr als 40 Straßenkilometer ausgebaut. Neben dem althergebrachten Handwerk entwickelten sich bald auch Klein- und Mittelbetriebe. Auf die Zahl von 25 angewachsen, decken sie heute nicht nur einen guten Teil des örtlichen Bedarfs, sondern bieten auch notwendige Arbeitsplätze.

Rege Bautätigkeit: Schulen, Kindergarten

Wirtschaftlicher Aufschwung prägten die 60-iger Jahre, und es setzte unter Bürgermeister Ökonomierat Hermann Stadler und Gemeindesekretär Josef Bartenberger (1949-1979) eine rege Bautätigkeit ein. 1964 wurde in der neuerrichteten Volksschule der Unterricht begonnen.

Volksschule

Der Neubau löste das längst zu klein und baufällig Volksschule zu vervollständigen wurde 1982 ein Turnsaal und ein Kindergarten errichtet.

Kindergarten mit Turnhalle

Ein großer Wunsch der Gemeinde war auch die Hauptschule im eigenen Ort, um nicht schon 10jährige Kinder zu Pendlern zu machen. Bereits 1972 wurde um die Errichtungs- genehmigungen angesucht, jedoch erst 1984, also 12 Jahre später sollten die langwierigen und langjährigen Bemühungen von Erfolg gekrönt werden. Mit einem Festakt für die ganze Gemeinde wurde nach 5jähriger Planungs- und Bautätigkeit am 22. Oktober 1989 die neue Hauptschule von Landeshauptmann Dr. Josef Ratzenböck ihrer Bestimmung übergeben. Heute werden in der modernen Schule 143 Schüler von 21 Lehrkräften unterrichtet.

Vermehrter Verwaltungsaufwand und immer umfangreichere Arbeitsbereiche machten einen Amtshausneubau unumgänglich und wurde dieser 1975 direkt hinter dem bestehenden Gemeindeamt begonnen.

Gemeindeamt

Gleich nach der Übersiedlung trug man das alte Amtsgebäude ab, schuf einen Vorplatz und stattete den Ort fußgängerfreundlich mit Gehsteigen aus. Stolz ist die Gemeinde darauf, dass alle diese Gebäude mit umweltfreundlicher Energie aus Hackschnitzeln beheizt werden.

Der älteste Verein im Gemeindegebiet ist die Freiwillige Feuerwehr St. Aegidi, welche bereits im Jahr 1879 von der k.k. Stadthalterei in Linz genehmigt wurde. Gemeinsam mit der Freiwilligen Feuerwehr Hackendorf, die 1912 zur eigenen Feuerwehr erhoben wurde, stellt sie, modern ausgerüstet, 160 bestens geschulte Einsatzkräfte. Auch den sportlichen Ambitionen der Bevölkerung wurde Rechnung getragen. Im Jahr 1968 übergab man einen eigenen Fußballplatz seiner Bestimmung. Durch den seither getätigten Zubau ist daraus eine richtige Freizeitanlage mit Asphaltbahnen, Tennisplätzen, einem weiteren Fußballplatz und einem neuen Kabinengebäude entstanden.

Der ländliche Wohncharakter – besondere Wohnqualität

Die Gemeinde St. Aegidi erstreckt sich über eine Fläche von 2.870 ha, der Ort mit 598 m Seehöhe ist der höchstgelegene im Bezirk Schärding. Sie hat sich in all den Jahrzehnten ihren ländlichen Charakter bewahrt und kann dadurch heute ihrer Bevölkerung eine besondere Wohnqualität bieten. Obwohl ländliche Gegenden andernorts mit starken Abwanderungsproblemen zu kämpfen haben, verzeichnet St. Aegidi eine steigende Bevölkerungszahl. So wurden 1880 erst 1.197 Einwohner gezählt, 1910 waren es bereits 1.292 (1934: 1.379 Einwohner; 1951: 1.426 Einwohner; 1971: 1.555 Einwohner; heute sind es 1.636 Gemeindebürger). Zurzeit gibt es über 200 land- und forstwirtschaftliche Betriebe, welche in mühevoller Arbeit die schöne Landschaft über dem Donautal bewirtschaften und pflegen. Durch die Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen kann die Gemeinde St. Aegidi auf zwei Naturschutzgebiete verweisen. Dass Landwirtschaft auch innovativ sein kann. Zeigen unsere Bauern, welche z.B. als Energielieferanten im Hackschnitzelbereich oder bei der Selbstverwaltung bäuerlicher Produkte neue Wege beschreiten, die vielseits Beachtung finden. Richtungsweisend war dabei die schon 1969 erfolgte Gründung des Maschinenringes, dem sich bald die umliegenden Gemeinden anschlossen.

Musikkapelle

Mit seinen vielen Vereinen wie Musikkapelle, Gold-hauben, Kirchenchor, Sportlern, Imkern, Jägern, Brauchtumsvereinen und Künstlern ist St. Aegidi ein hort von breit gefächertem kulturellem Leben, der seiner Bevölkerung zahlreiche Möglichkeiten der Freizeitgestaltung bietet.